Die 3 Nikon Musketiere aus der analogen Zeit
– das Nikon 85mm 1.4 AIS, das Nikon 105mm 1.8 AIS und das Nikon 135mm 2.0 AIS –
Die 3 Nikon Musketiere – als Fan von mechanisch hochwertigen Objektiven bin ich von diesen drei Exemplaren total beeindruckt. Als erstes in der Hand liegend – genau – spürt man natürlich Metall und das Gewicht. Hier trifft die Formel „Glas macht Fotos“ auf alle drei Objektive zu.
Nikon 135mm 2.0 AIS – Nikon 105mm 1.8 AIS – Nikon 85mm 1.4 AIS
Entweder ausgestattet mit 5 oder 6 Linsen, optimal berechnet und von höchster mechanischer Präzision
Linsenaufbau vom Nikon Nikkor 85mm 1.4 AIS und vom Nikon Nikkor 135mm 2.0 AIS
und mit Filtergewinden von 62mm bis 77mm beim 85mm 1.4 Nikkor Lichtriesen. Außerdem erlebt man ein extrem leichtes und geschmeidiges Drehen des jeweiligen großen Tubus – ganz leichtes Drehen mit 2 Fingern ist möglich. Eigentlich genauso wie bei den leichtgewichtigen „kleinen“ Nikkoren: dem 85mm 2.0 AIS, dem 105mm 2.5 AIS und dem 135mm 2.8 AIS Objektiven. Wenn man beide nebeneinanderstellt, fallen die Unterschiede sofort auf: nicht nur die Größe, sondern auch die Filterdurchmesser – hier 52mm – dort Linsengrößen von 62mm aufwärts.
Die 3 Nikon Musketiere – nun zu den Unterschieden!
Die großen, lichtstarken „Musketiere“ können natürlich alle besser freistellen und erlauben so Aufnahmen, die sonst nicht möglich wären. Auch das sogenannte Bokeh ist zum Teil noch deutlich angenehmer. Im Detail hat jedes der drei genannten Objektive seine Eigenarten.
Das 85mm 1.4 AIS Nikkor
Dieses Objektiv ist im Zentrum schon bei Offenblende extrem scharf und entfacht zum Rand hin ein unbeschreiblich angenehmes, cremiges – deshalb einmaliges – Bokeh. Daher wird es auch „Bokehkönigin“ genannt. Die Aufnahmen bestechen zudem auch noch durch eine wunderbare, eigenständige Farbgebung. Diese Kombination macht das Objektiv einmalig – ebenso die baugleiche Autofokus Version. Vom reinen Schärfegrad kann es aber mit dem Referenzobjektiv 85mm 1.8 G von Nikon nicht mithalten. Deshalb muss der/die Anwender*in entscheiden, wo die Präferenz liegt. Das 85mm 2.0 AIS Objektiv kommt an diese Vorgaben nicht heran, überzeugt aber mit der natürlichen Wiedergabe von Hauttönen – dafür wurde es berechnet – und auch mit einer typischen eigenen, analogen Bildsprache.
Das 105mm 1.8 AIS Nikkor
Dieses Objektiv ist der Versuch gewesen, die „Legende“ noch zu verbessern und den Profis die gewünschte Lichtstärke von 1.8 zur Verfügung zu stellen – eine ganze Blende mehr. Analog ist das ein sehr starkes Argument. Aber – selbst die Pixelzähler können nur einen marginalen Unterschied im Schärfebereich feststellen. Das 105mm 2.8 AIS Nikkor ist schon bei Offenblende genauso extrem scharf und leicht abgeblendet bis zum Rand knackscharf. Beide Objektive spielen in der Oberklasse. Nur vom Bokeh unterscheiden sie sich – das ist dann reine Geschmackssache. Braucht man die Blende mehr nicht, weil man digital unterwegs ist, spricht nichts gegen das 105mm 2.8 AIS Objektiv. Im Gegenteil – die extrem kleine Baugröße ist ein sehr gewichtiges Argument für den Kauf – es passt noch in fast jede Fototasche als Zugabe. Hinzu kommt im Autofokusbereich die damalige Entwicklung der beiden DC Objektive (Nikon AF 105mm 2.0 DC ab 1993, Nikon AF 135mm 2.0 DC ab 1990 gebaut) die dann angeblich die Referenz im Bokeh- und Schärfebereich stellen. Das 105mm 1.8 AIS Objektiv eignet sich aber exellent für eine Nutzung im Z-Bereich der spiegellosen Profikameras über das FTZ Adapter. Da dann die alten Objektive, auch die Autofokus Objektive, nur manuell zu nutzen sind, spielt das AIS Objektiv seine Schärfebrillanz, das angenehme Bokeh und die sehr gute Haptik voll aus – und das dann mit VR.
Das 135mm 2.0 AIS Nikkor
Auch dieses Nikkor hat durch das DC Objektiv sein Alleinstellungsmerkmal verloren. Es ist aber ein überragendes 135mm Objektiv aus der analogen vorautofokus Zeit. Es hat keine Verzerrung, keine Probleme mit Streulicht, keine seitlichen Farbsäume und ist schon bei Offenblende extrem scharf. Diese Qualität wird von einer Z6 sehr gut umgesetzt – auch hier ein haptischer Genuss mit VR.
Alle drei „Musketiere“ schaffen den Sprung in die spiegellose Zeit an einer Z6, Z7 oder Z9 mit Bravour. Man bekommt ein haptisches Vergnügen in die Hand gelegt, das mit keinem neuen Objektiv zu vergleichen ist. Die mechanische Qualität aller drei Objektive ist phänomenal – geschmeidig und leichtgängig trotz ihrer Baugröße.
Autor: Rüdiger Harth – Nikonanlog.de – Die 3 Nikon Musketiere aus der analogen Zeit
© Rüdiger Harth für Nikonanalog.de